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Julius-Echter-Kirchen finden wir auch in der Nach-

barschaft, in Erlenbach, Lengfurt und Trennfeld.

Das klassizistische Alte Rathaus von 1865 trennt

die Kirche vom Marktplatz mit seinen Fachwerk-

häusern. Marktheidenfeld ist heute ein bedeutsa-

mer Gewerbe- und Industriestandort.

Den bei Marktheidenfeld einmündenden Erlenbach

aufwärts gelangt man zu den beiden Weinorten

Erlenbach und Tiefenthal. Weiter flussabwärts auf

der Maintalstraße bietet sich bald ein reizvoller

Blick auf das Kloster Triefenstein, das von der

bewaldeten Anhöhe auf dem jenseitigen Mainufer

herunter grüßt. Das 1102 gegründete Augustiner-

Chorherrenstift, das nach 1803 als Schloss der

Fürsten von Löwenstein-Wertheim-Freudenberg

genutzt wurde, ist seit 1985 Mittelpunkt der evan-

gelischen Kommunität der Christusträger.

Die 1687 bis 1694 erbaute Kirche weist auf eine

einheitliche klassizistische Innenausstattung

hin, bei der Peter Wagner, Materno Bossi und

Januarius Zick zusammenwirkten. Unweit vom

Kloster finden sich Reste der Neuenburg, einer im

12. Jahrhundert geschleiften Burganlage, welche

einst wohl die unmittelbar vorbeiführende, seit

dem 9. Jahrhundert nachweisbare, bedeutende

Ost-West-Straße, Vorgänger von Bundesstraße 8

und Autobahn, bewachte.

Folgen wir dieser alten Straße, so gelangen wir

nach Altfeld, wo sich im 9. Jahrhundert die Heer-

straße mit der von Süden nach Norden verlaufen-

den „via publica“ kreuzte. Hier, in unmittelbarer

Nähe zur Autobahn entwickelt sich heute das

Gewerbe. Mit Glasofen, Kredenbach, Steinmark und

Oberwittbach gehört Altfeld zum evangelischen

Kirchspiel Michelrieth, das in dem gleichnamigen

Dorf und der dortigen aus dem 15. stammenden

und im 18. Jahrhundert erweiterten Grafschafts-

kirche seinen Mittelpunkt hat. Weiter in den Spes-

sart hinein führt uns der Weg über Kredenbach

und Esselbach. Sehenswert ist hier neben dem um

1675 neu errichteten Postgebäude, dem ältesten

noch erhaltenen Postgebäude Unterfrankens, und

dem Pfarrhof, einem Fachwerkbau von 1617, vor

allem die Kirche St. Margaretha. Sie wurde 1779

im frühklassizistischen Stil nach Plänen des aus

Portugal stammenden Mainzer Hofbaumeisters

Emanuel Joseph von Herigoyen errichtet.

Es geht weiter nach Bischbrunn, wie Steinmark und

Marienbrunn idealer Ausgangspunkt für Wanderun-

gen in den Spessart. In Bischbrunn selbst spielte

neben der Waldwirtschaft und der damit verbun-

denen Holzkohleproduktion die herrschaftliche

Jagd, ausgeübt von den Mainzer Kurfürsten und

vom bayerischen Königshaus im nahen Wildpark

des Bischbrunner Forstes, über die Jahrhunderte

hinweg eine wichtige Rolle.

Der prächtige Hochaltar in der Pfarrkirche von

Lengfurt stammt von Peter Wagner. Eine beson-

dere Attraktion des Ortes ist jedoch die Dreifaltig-

keitssäule am kleinen Marktplatz, als Pestsäule

nach österreichischem Vorbild gefertigt. Sie bildet

zusammen mit der Hausmadonna schräg gegen-

über und mit dem Standbild des Johannes Nepo-

muk ein besonderes Ensemble. 1728 wurden Säule,

Madonna und Standbild – alle aus der Werkstatt

von Jakob van der Auvera stammend – und das in

der Kirche verwahrte Elfenbeinkreuz von dem aus

Lengfurt stammenden Johann Joseph Ritter von

Neuff gestiftet. Bilder an Häusern des Marktplatzes

erinnern an Kaiser Napoleon, der am 13. Mai 1812

mit der Großen Armee bei Lengfurt den Main auf

dem Weg nach Russland überquerte.

Am Zementwerk und an der fränkischen Renom-

mierweinlage „Homburger Kallmuth“ vorbei wird

das ehemalige Amtsstädtchen Homburg erreicht.

Der romanische Bergfried, der als Pippinsturm

zusammen mit der Burkardusgrotte unter dem

Schloss, 1721 als Kapelle ausgebaut, die frühen

Anfänge von Homburg beschwört, das von den

Gebsattel errichtete Fachwerkschloss von 1561 und

die Zehntscheune der Echterzeit sind bedeutsame

Zeugen der Vergangenheit. Einen Besuch verdient

nicht zuletzt die zu Beginn des 19. Jahrhunderts

errichtete, als technisches Denkmal wieder belebte

Papiermühle.

Über die Lengfurter Mainbrücke führt unsere Reise

nach Trennfeld, in dessen Kirche Amtleute aus

Homburg ihre letzte Ruhe fanden, und dann weiter

über Rettersheim mit seiner im gotisierenden

Expressionismus 1923 bis 1926 erbauten Kirche

nach Kreuzwertheim. Auf diesem Weg überqueren

wir den uralten Heuweg, der links zur Wettenburg,

einer frühgeschichtlichen Befestigung des 4. und

5. Jahrhunderts auf der Mainschleife, führt. Zwei

Türme zeigen auch in Kreuzwertheim Wehrhaf-

tigkeit an. Beherrschend liegt an der Straße nach

Wertheim das Kreuzwertheimer Schloss, 1736 von

den Löwenstein-Wertheim-Freudenberg erbaut, im

späten 19. Jahrhundert verändert, bis heute von

der fürstlichen Familie bewohnt. Von dem kleinen,

zum Main hin gelegenen Marktplatz mit seinem

immer wieder erneuerten Marktkreuz – steinernes

Zeichen der 1009 erteilten Markteigenschaft –,

gelangen wir durch eine Türe in der Kirchhofs-

mauer zur Pfarrkirche, bei der romanische Reste

und der Schnitzaltar vom Ende des 15. Jahrhun-

derts bemerkenswert sind. Auf der anderen Main-

seite und an der Einmündung der Tauber liegt die

Stadt Wertheim, seit 1806 von Kreuzwertheim zwar

durch eine Landesgrenze getrennt, aber inzwi-

schen nicht nur mit zwei Brücken verbunden.

Im Tal der Hasloch, etwas außerhalb der gleich-

namigen Gemeinde, erwartet uns eine ganz andere

Sehenswürdigkeit: der Eisenhammer. Mit wuchtigen

Schlägen kündet der seit 1779 an diesem Ort beste-

hende Eisenhammer von einer vorindustriellen

Fertigung, die im Spessart eine große Rolle spielte

und die hier in einen modernen Industriebetrieb

integriert wurde. Wo den Haselbach aufwärts

die Markus- oder Marienkapelle das Tal nahezu

verschließt und Straßen von allen Seiten zusam-

menlaufen, biegt der Besucher in das Kropfbachtal

ein und erreicht über einen Weg die Kartause

Grünau. Von der ausgedehnten Anlage des 1328

gegründeten Klosters sind nur noch bescheidene

Reste der Kirche und der Klostergebäude übrig

geblieben. Im ehemaligen Verwaltungsbau ist eine

Gaststätte eingerichtet. Hier oder im Hof, wenn es

das Wetter zulässt – genauso natürlich in einer der

Mühlen des Haslochtals oder in dem auf der Höhe

gelegenen Schollbrunn, zu dem jahrhundertelang

Eine Reise durch Kunst und Kultur