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Land- und Forstwirtschaft

Trinkwasserspeicher und Frischluftproduzent.

Ebenfalls haben sie herausragende Bedeutung für

die Erholung der Menschen aus der Region, aber

auch für die Bevölkerung aus den angrenzenden

Räumen des Rhein-Main-Gebiets und der Stadt

Würzburg.

Die wirtschaftliche Dimension der Wälder im

Landkreis Main-Spessart zeigen der Holzvorrat

von 21 Mio. m

3

und der jährliche Holzzuwachs von

720.000 m

3

auf. Im Rahmen der nachhaltigen,

naturnahen Waldbewirtschaftung dürfen die

jährlichen Holznutzungen diesen Zuwachs grund-

sätzlich nicht überschreiten. Tatsächlich genutzt

wurden in den zurückliegenden Jahren jeweils

nur rund 440.000 m

3

. Das nicht ausgeschöpfte

Nutzungspotenzial liegt begründet in den in

weiten Bereichen des Landkreises zersplitterten

und sehr klein strukturierten Besitzverhältnissen

des Kleinprivatwaldes. Dennoch ist der Cluster

Forst und Holz im Landkreis ein sehr bedeutender

Wirtschaftsfaktor. Forst- und Holzwirtschaft sowie

alle weiteren Handwerks- und Gewerbebetriebe,

die den Roh-, Bau- und Werkstoff Holz be- und

verarbeiten, bieten eine beträchtliche Anzahl an

Arbeits- und Ausbildungsplätzen und tragen in

erheblichem Maße zur Wertschöpfung im Land-

kreis bei.

Die Wälder im Landkreis Main-Spessart bedecken

eine Fläche von fast 72.000 ha. Der Landkreis ist

damit zu ca. 56 % bewaldet. Im bayerischen Ver-

gleich ist dies ein sehr hoher Waldanteil. 28 % der

Waldfläche befinden sich im Besitz des Freistaats

Bayern, 41 % gehören den Kommunen und 31 %

sind in privater Hand. Rund 60 % der Waldfläche

sind mit Laubbäumen, vor allem Buchen, Eichen

und Edellaubbäumen bestockt, auf ca. 40 % der

Waldfläche wachsen Nadelbäume, in erster Linie

Fichten und Kiefern, aber auch Lärchen und

Douglasien. Der Landkreis Main-Spessart ist aus

forstlicher Sicht deutlich zweigeteilt. Im westlichen

Teil des Landkreises finden sich auf den Stand-

orten des Buntsandsteins die sehr großen zusam-

menhängenden Wälder des Spessarts, die sich

überwiegend im Eigentum des Freistaates Bayern

oder der Kommunen befinden. Der Hochspessart

ist von den Baumarten Buche und Eiche geprägt,

während der Nordspessart einen hohen Anteil

an Fichte, Kiefer und Lärche aufweist. Die ausge-

dehnten Laubwälder des Hochspessarts waren

in den vergangenen Jahrhunderten Jagdkulisse

der Kurmainzer Erzbischöfe und ab Beginn des

19. Jahrhunderts der Wittelsbacher Herren, wäh-

rend sich im Nordspessart eine große Glasindust-

rie etablierte. Zur Glasproduktion benötigten die

Glashütten im Mittelalter sehr viel Holz. Die daraus

entstandenen großen Kahlflächen wurden in der

Folge mit Nadelbäumen wiederbewaldet. Aufgrund

der standörtlichen und klimatisch sich verändern-

den Wuchsbedingungen haben die Waldbesitzer

vor etwa 30 Jahren begonnen, einen Großteil

dieser Nadelholzbestände Schritt für Schritt mit

Laubbäumen anzureichern (vor allem mit Buche

und Eiche).

Im Osten des Landkreises Main-Spessart, im

Bereich der Fränkischen Platte mit dem Muschel-

kalk im Untergrund, der häufig auch von frucht-

baren Lehmen überdeckt ist, nimmt die Bewaldung

im Vergleich zum Westen deutlich ab. Auf den

nährstoffreicheren Böden wurden die Wälder

bereits von unseren Vorfahren gerodet und als

Acker- und Weideland genutzt. Die verbliebenen

Wälder wurden in der Vergangenheit oft als Mittel-

und Niederwald bewirtschaftet und dienten vor

allem der Brenn- und Bauholzversorgung. Diese

historischen Nutzungsformen sind heute weit-

gehend der naturnahen Hochwaldbewirtschaftung

gewichen. Das Waldkleid ist geprägt von arten-

reichen, für Forstwirtschaft und Naturschutz sehr

wertvollen Laubmischwäldern.

Insgesamt erfüllen die Wälder im Landkreis

Main-Spessart vielfältige Nutz-, Schutz- und

Erholungsfunktionen. So sind sie nicht nur

unverzichtbar als Lebensraum für viele Tier- und

Pflanzenarten – dies belegen nicht zuletzt auch

die nach den europäischen Naturschutzrichtli-

nien ausgewiesenen Fauna-Flora-Habitat- und

Vogelschutzgebiete –, sie sind vielmehr auch

von höchster Bedeutung für uns Menschen als

Forstwirtschaft