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Denkmalpflege / Stadtsanierung und -entwicklung / Dorferneuerung

ökonomische und soziale Stärkung der Zentren des

städtischen und ländlichen Raumes. An Finanz-

hilfen flossen im Zeitraum von 1995 bis heute rund

21,4 Mio.

E

in den Landkreis Main-Spessart, davon

allein 6,4 Mio.

E

seit 2008.

Dorferneuerung

Der tiefgreifende, wirtschaftliche, gesellschaftliche

und strukturelle Wandel der letzten Jahrzehnte hat

auch die Dörfer unseres Landkreises unübersehbar

verändert. Ausgelöst durch die Industrialisierung

und Technisierung, den Rückzug der Landwirt-

schaft und den Wandel in der Berufs- und Arbeits-

struktur sowie die Wiederentdeckung des ländli-

chen Raumes für das Wohnen, drohen viele Dörfer

ihre Eigenart zu verlieren.

Neubauten und Modernisierungen mit industriell

vorgefertigten Materialien nivellieren die regional

bedingten Unterschiede der ursprünglichen Gebäu-

destruktur. Vielfach stehen alte Gebäude leer, blei-

ben ungenutzt und verfallen. So entstehen in der

gewachsenen Siedlung Baulücken, die nicht mehr

ohne Weiteres geschlossen werden können. Waren

früher Wohnen, Arbeiten und Freizeit im Dorf eng

miteinander verknüpft, so sind diese Funktionen

heute weitgehend voneinander getrennt. Vielfach

haben sich Dörfer zu überwiegenden Schlafstätten

für die Arbeitsplatzzentren entwickelt.

Die Zunahme des Straßenverkehrs bewirkt weitere

nachteilige Änderungen des Ortsbildes. Überdi-

mensionierte Durchgangsstraßen zerschneiden die

Ortschaften. Dorfplätze und dörfliche Freiräume

dienen nicht mehr der Begegnung der Bewohner,

sondern werden als Abstellraum für Autos und

landwirtschaftliche Fahrzeuge genutzt. Kann auch

die geschilderte Entwicklung im Wesentlichen

nicht mehr rückgängig gemacht werden, ist doch

die Wahrung der wertvollen noch vorhandenen

Strukturen und eine behutsame Anpassung an die

Gegebenheiten und Erfordernisse der heutigen

Zeit eine gesellschaftlich bedeutende Aufgabe für

die Dorferneuerung. Diese ist in erster Linie von

den Gemeinden und ihren Bewohnern zu bewälti-

gen. Das Bayerische Dorferneuerungsprogramm

bietet dazu die notwendige Hilfe zur Selbsthilfe.

Ziel des Bayer. Dorferneuerungsprogramms ist

es, die Lebens-, Wohn- und Arbeitsverhältnisse im

ländlichen Raum zu verbessern, den eigenständi-

gen Charakter der Dörfer zu erhalten, die Dörfer

den künftigen Anforderungen anzupassen und

den heimatlichen Lebensraum der Bewohner zu

stärken. Die Dorferneuerung stellt ein mit der

Städtebauförderung vergleichbares Programm auf

der Grundlage des Flurbereinigungsgesetzes dar,

ist allerdings auf Ortsteile bis zu 2.000 Einwohner

beschränkt.

Derzeit führen elf Gemeinden im Landkreis

Main-Spessart 14 Dorferneuerungsverfahren,

und vier auch mit Flurneuordnung durch. Bis 2011

führte das Programm im Landkreis zu Gesamt-

investitionen in Höhe von 56,9 Mio.

E

. Der Anteil

der staatlichen Zuschüsse und EU-Mittel belief sich

auf 26,5 Mio.

E

.

Stadtsanierung

Die Städte und größeren Gemeinden im Landkreis

Main-Spessart können für sich in Anspruch neh-

men, auf dem Gebiet der Stadtsanierung zu den

Ersten zu zählen, die sich dieser anspruchsvollen

Aufgabe stellten und auch bereits überdurch-

schnittliche Erfolge vorweisen können. Besonders

augenfällig sind die weitgehend sanierten Stadt-

und Ortskerne von Arnstein bis Markheidenfeld.

Ruft man sich einen Gang beispielsweise durch

die Altstadt von Karlstadt vor über 25 Jahren

in Erinnerung, lässt sich die Fülle der positiven

Veränderungen im heutigen Stadtbild und der

damit verbundene Zuwachs an Lebensqualität

erst richtig ermessen. War das Straßenbild früher

eindeutig von der verkehrlichen Nutzung bestimmt,

so spielt heute wieder der Mensch als Bewohner

und Besucher die zentrale Rolle. Die verkehrsfreien

bzw. verkehrsberuhigten Straßen und Gassen mit

der vielfältigen gastronomischen und gewerblichen

Nutzung der weitgehend sanierten Baudenkmä-

ler vermitteln ein besonders für den Tourismus

überaus einladendes Flair. Vor allem die Nutzung

des öffentlichen Raumes für Straßencafés, Frei-

schankflächen, Wochenmärkte, Feste, aber auch

die Einrichtung idyllischer Ruhezonen lassen im

Sommer ein nahezu mediterranes Stimmungsbild

aufkommen.

Die städtebauliche Sanierung und Entwicklung

ist auf der Grundlage des Baugesetzbuches

Gegenstand der Städtebauförderung, die jedoch

keineswegs auf die Städte beschränkt ist, sondern

auch städtebauliche Maßnahmen in Märkten und

Dörfern rechtlich, organisatorisch, fachlich und

finanziell unterstützt. Städtebauliche Sanierungs-

maßnahmen dienen der Behebung entsprechender

Missstände vorrangig in den historischen Altstäd-

ten und Ortskernen. Priorität genießen dabei die

Schaffung und Erhaltung von Wohnraum sowie die

Die imposante

Pforte des Klosters

Triefenstein