>> DIGITALE BAUAKTE

Vorreiter bei der Digitali­sierung

Bayernweit gehörte der Landkreis Main-Spessart zu den ersten acht von 138 Kreisverwaltungs­behörden, die die digitale Bauakte eingeführt haben. In Unterfranken war der Landkreis Nummer eins.

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Vorreiter bei der Digitalisierung

Bayernweit gehörte der Landkreis Main-Spessart zu den ersten acht von 138 Kreisverwaltungs­behörden, die die digitale Bauakte eingeführt haben. In Unterfranken war der Landkreis Nummer eins.

Wer bauen will oder an einem bestehenden Gebäude etwas Wesentliches verändern möchte, der reicht in der Regel beim Landratsamt einen Bauantrag ein. Das kann man seit Oktober letzten Jahres in digitaler Form erledigen. „Diese Dienstleistung wird gut angenommen, denn schon jetzt werden zehn bis 20 Prozent der Bauanträge in digitaler Form eingereicht − Tendenz steigend“, sagt Tanja Reder, Sachgebietsleiterin für Baurecht in Karlstadt.

Digitale Bauakte – Schritt für Schritt Ein digitaler Bauantrag wird von sogenannten bauvorlageberechtigten Entwurfsverfassern gestellt. Das sind Architekten, Ingenieure oder Bautechniker, die sich mithilfe einer „Bayern-ID“ authentifizieren und beim bayerischen Bauministerium über die Internetseite des Landratsamts den Antrag stellen. In einem zweiten Schritt holt sich das Landratsamt vom Münchner Server die Unterlagen und prüft sie auf Vollständigkeit. „Gleichzeitig wird die jeweils zuständige Gemeinde informiert, was den gesamten Vorgang wesentlich beschleunigt“, ergänzt Tanja Reder. Nach Prüfung durch das Landratsamt – in der Regel sind 80 bis 90 Prozent der Bauanträge unvollständig – komplettiert der Architekt die Unterlagen und sendet sie zurück. Ebenfalls auf digitalem Weg werden, wenn erforderlich, weitere Behörden eingebunden, wie zum Beispiel das Denkmalschutzamt. Die Rückläufe landen wiederum beim Landratsamt, wo eine juristische Fachkraft, ein Bauingenieur und das Sekretariat den Bauantrag bearbeiten und die Genehmigung in Papierform an den Bauherrn schicken.

Vorteile für den Bürger Der größte Vorteil für den Bürger liegt darin, dass der Prozess der Baugenehmigung wesentlich schneller verläuft. Auf der anderen Seite haben Antragsteller, die nicht über digitale Möglichkeiten verfügen, keine Nachteile zu erwarten. „So kann beispielsweise ein älteres Ehepaar, das behindertengerechte Umbauten vornehmen muss, die Anträge hierfür weiterhin in Papierform einreichen“, sagt Tanja Reder. Die Digitalisierung der Unterlagen findet dann im Landratsamt statt. Ein weiterer Vorteil besteht im größeren Datenschutz, denn alle Digitalverkehre beinhalten eine sogenannte 2-Faktor-Authentifizierung mit Kennwort, Passwort und Einzelkennung, die bei allen Versendeaktionen zwischen verschiedenen Behörden und anderen Baubeteiligten zwischengeschaltet ist. Zudem kann der Antragsteller jederzeit online den aktuellen Stand seines Antrags prüfen.

Mehr Arbeit für das Landratsamt Auf den ersten Blick ergeben sich für das Amt, besonders aber für den Bürger Vorteile. Auf den zweiten Blick erhöht die digitale Bauakte die Arbeitsmenge in der Behörde: Posteingänge und teilweise sehr umfangreiche Bauanträge müssen eingescannt werden, dazu betreut ein Administratorenteam zusätzlich die Software. Auch die Sachbearbeiter haben mehr zu tun. In vielen Fragen wenden sich Antragsteller telefonisch an das Landratsamt − das sind manchmal 60 Anrufe am Tag. Zeit, die für sachbezogenes Arbeiten nicht mehr zur Verfügung steht.

Beschleunigung des Verfahrens Schon sehr früh hat der Prozess um die Einführung der digitalen Bauakte im Landratsamt Main-Spessart begonnen. Seit 2018 bereits kümmert sich Tanja Reder mit ihrem Administratorenteam darum, so dass regelmäßig andere Behörden aus ganz Bayern kommen, um sich über dieses Thema in Karlstadt zu informieren. Die lange Vorlaufzeit war nötig, denn bis zum Ende dieses Jahres müssen die wichtigsten Dienstleistungen des Landratsamtes digital angeboten werden. Für den Bürger führt das zur Beschleunigung des Verfahrens und es entstehen durch die digitale Bauakte keine Mehrkosten.

Fotos: Daniel Peter

Tanja Reder

ist Leiterin des Sachgebiets Baurecht im Landratsamt Main-Spessart.